Bei diesem Lied muss ich an mein kleines Glöckchen denken. Es ist kein besonders auffälliges Glöckchen. Es hat auch keinen besonderen Klang. Es ist ein normales silbernes Glöckchen, so groß wie meine Handinnenfläche. Aber es hat eine wichtige Bedeutung und darf an keinem Weihnachtsfest fehlen.

Es erinnert mich an die Weihnachtsfeste, die ich als Kind erleben durfte. Was war ich damals aufgeregt in den Tagen vor dem Heiligen Abend! Was könnte das Christkind unter den Weihnachtsbaum legen? Welche Überraschungen warten auf mich am Christfest?
Ich war so aufgeregt, dass ich oft nicht schlafen konnte. Und dann war es endlich soweit: der Heilige Abend war angebrochen. Zuerst war es immer hektisch. Die Eltern rannten wie aufgescheuchte Hühner durchs Haus. Wir Kinder wurden ausgesperrt, versuchten aber dennoch mitzubekommen, was denn da vor sich ging. Die Spannung wuchs – und dann ... Dann wurde es ganz still und wir hörten ein Glöckchen läuten. Mutter rief uns und sagte: „Hört, das Christkind war da.“ Und dann ging die Tür auf und unsere Kinderaugen wurden groß und glänzend. Es war immer das Glöckchen, das den Heiligen Abend eröffnete. Und heute?

Heute sind es die großen Glocken, die Kirchenglocken, die den Heiligen Abend einläuten. Das Gefühl ist genau das gleiche wie früher. Noch immer ist es hektisch am 24. Dezember. Immer noch gibt es etwas vorzubereiten: Das Einpacken der letzten Geschenke, die Vorbereitung der Festtafel – und dann beginnen irgendwo in meiner Nähe die Glocken zu läuten. Sie läuten zum ersten Gottesdienst am Heiligen Abend.
Dann komme ich zur Ruhe. Dann weiß ich: Jetzt beginnt das Fest.

Auf dem Weg zur Kirche begleiten sie mich weiter. Laut und unüberhörbar rufen sie zum Gottesdienst. Mir kommt es vor, als klingen sie anders als sonst. Werden am Heiligen Abend andere Glocken geläutet als an einem normalen Sonntagmorgen? Sollen sie ankündigen, dass uns an diesem Tag eine ganz besondere Botschaft verkündigt wird?

„Süßer die Glocken nie klingen als zu der Weihnachtszeit ...“
An dieses Lied erinnert heute der Adventskalender. Es drückt genau das aus, was viele Menschen empfinden: Diese Zeit ist eine besondere Zeit; eine Zeit, in der wir uns an die Frohe Botschaft erinnern. Der Heiland wird geboren, um uns Gottes Liebe zu zeigen und den Menschen Frieden zu bringen: „Frieden und Freud“

. Freude möge Sie schon heute begleiten, Freude über diesen Tag und Vorfreude auf das Fest. Denn wir dürfen in der Hoffnung leben:
Gott wird Frieden bringen: für Sie und für mich und für die ganze Welt.
Amen.

Ilona Klaus