Evangelische Johannes-Kirchengemeinde Lüdenscheid
Adventskalender
Hier finden Sie täglich eine kurze Andacht zu Weihnachtsliedern, die die Alten(heim)seelsorge der Evangelischen Kirche von Westfalen zur Verfügung stellt. Frederik Rudzio hat die jeweiligen Lieder auf der Orgel der Johanneskirche mit Gesang eingespielt. Viel Freude daran! Der Text befindet sich unterhalb des Videos!

Bleiben Sie behütet und gesund!
„Es ist ein Ros entsprungen“
(Ev. Gesangbuch, Nr. 30)

Es ist ein Ros entsprungen …“
Dieses Adventslied ist ein Gedicht. Ein Gedicht mit zarten Tönen, mit einer Sprache, die wir im Alltag nicht verwenden. Es ist ein Gedicht, das uns von einem Wunder erzählt.

Mögen Sie Gedichte? Ihren besonderen Klang, ihre sorgfältige Sprache? Wie viele Gedichte haben Sie in Ihrem Leben auswendig gelernt?

Wenn man sie lernen muss, ist das manchmal ziemlich lästig. Generationen von Kindern haben sich gequält beim Auswendiglernen. Und wenn man ein Gedicht vor der Klasse oder am Nikolaustag oder unterm Weihnachtsbaum aufsagen musste, dann war das für manche eine aufregende Sache.

Und doch gibt es so viele Menschen, denen diese Gedichte im Laufe ihres Lebens Kraft gegeben haben. Wie ist das bei Ihnen?

Heute wird uns dieses Adventslied geschenkt, dessen Worte klingen wie ein Gedicht. „Es ist ein Ros entsprungen …

Manche Gedichte sind schön, und doch sind sie nicht leicht zu verstehen. Unser Adventslied von heute gehört wohl auch dazu.

Eine Kindergärtnerin hat das Lied im letzten Jahr mit ihrer Kindergartengruppe geübt. Sie hat die Kinder gefragt, wovon das Lied erzählt. Ein Kind sagte darauf: „Da ist ein Pferd weggelaufen …“
Die Kindergärtnerin stutzte einen Moment, dann verstand sie: Woher sollte das Kind diesen poetischen Vers auch verstehen können? „Es ist ein Ross entsprungen“ – es ist eine Rose erblüht – mitten im kalten Winter – das ist schon etwas wundersam, was uns das Lied da erzählt.

Und gerade das macht es zu einem der wohl bekanntesten Lieder im Advent. Die Worte des Dichters erinnern uns: Mit der Geburt Jesu ist etwas Wundersames geschehen. Das Kind in der Krippe, so zart und schwach wie ein Neugeborenes eben ist – das Kind in der Krippe macht das Leben der Menschen aller Zeiten hell.

Das erklärt sich nicht von selbst. Daran müssen wir erinnert werden. Und weil es ganz und gar nicht alltäglich ist, was damals, vor 2000 Jahren in Bethlehem geschehen ist, hilft uns gerade die zarte, die ungewöhnliche, die geheimnisvolle Sprache, das Wunder zu besingen:
„Es ist ein Kind geboren, welches uns selig macht.“

Wir beten:
Gott, wir bitten dich: Hilf uns, dir zu vertrauen.
Hilf uns, dein Licht zu sehen, das du uns schenkst.
Lass uns auf die leisen Töne hören,
die uns von dir erzählen.
Lass uns die kleinen Zeichen wahrnehmen,
in denen du uns nahe bist.
Amen.

Helga Wemhöner