„Wisst ihr noch, wie es geschehen?“
(Ev. Gesangbuch, Nr. 52)
Es gibt Ereignisse, die lassen einen nicht los. Die muss man immer und immer
wieder erzählen. Es sind Geschichten, die man nicht abschütteln, die man nicht
vergessen kann. Es sind Geschichten, die einem nahegehen, vielleicht sogar bis
unter die Haut. Das können Erlebnisse gewesen sein, die schlimm für uns
waren; Erlebnisse, die uns verwirrten … aber sicher auch Erlebnisse, die uns
glücklich, ja überglücklich gemacht haben.
Wenn man dann Menschen um sich hat, die das gleiche erlebt haben und sich
erinnern können, und man dann anfängt zu erzählen – das sind die Stunden, die
man genauso wenig vergisst wie das gemeinsam Erlebte.
„Wisst ihr noch, damals …?“, so beginnen viele dieser Geschichten.
„Wisst ihr noch, wie das damals nach dem Krieg war, als wir die erste Orange
wieder in den Händen hatten? Wisst ihr noch, wie glücklich ich war, als mein
vermisster Bruder wieder vor der Tür stand?“
Immer wieder erzählen sich Menschen solche Geschichten, die kaum zu glauben
sind. Um sich gemeinsam zu freuen oder auch, um endlich zu verstehen, was
ihnen damals widerfahren war.
„Wisst ihr noch, wie es geschehen? Immer werden wir’s erzählen…“
Es sind die Hirten, die uns heute ihre Geschichte erzählen, die sie nie richtig
begreifen konnten. Später hat man diese Geschichte vertont und ein Lied daraus
gemacht. Wir haben es gerade gehört.
Es ist eine Geschichte, die die Hirten immer wieder erzählen mussten, weil sie so
unglaublich war. Ihnen, den Hirten, die am Rande der Gesellschaft standen,
denen man nichts zutraute, ihnen hatte sich Gott offenbart. Und das erzählen
sie. Sie erzählen von der Nacht mit dem einen großen Stern. Sie erzählen von
dem Leuchten, das sie umgab. Sie erzählen von dem Frieden, den die
himmlischen Boten verkündigten, und sie erzählen von diesem Kind, das sie
fanden. „Wisst ihr noch, wie wir Gottes Nähe spürten in dieser Nacht?“ – Wisst
ihr das noch?
Wenn ich dieses Lied höre, dann meine ich, die Hirten staunen noch immer. Bis
heute können sie nicht an sich halten. Sie müssen erzählen und weitergeben,
was ihnen unter die Haut ging. Sie müssen erzählen, dass Gott ihre Herzen
gewärmt hat.
Können Sie das nachempfinden? Können auch Sie spüren, dass Gott Ihr Herz
wärmen will? Jetzt in diesem Moment? Und vielleicht haben auch Sie Lust, davon
zu erzählen wie die Hirten …
Ilona Klaus
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